Energiekonzerne haben durch jahrelange Lobbyarbeit unsere Abhängigkeit von fossilem Gas zementiert und sogar vergrößert. Ihre engen Verbindungen nach Russland haben uns energiepolitisch verwundbar gemacht. Jetzt kriegen wir die Rechnung in Form von Klimakrise und steigenden Energiepreisen, und die Gaslobby erklärt den Entscheidungsträger*innen, die Lösung wäre noch mehr Gas aus noch mehr Autokratien. Die alles entscheidende Frage dieser Krise ist: Lernen wir aus unseren Fehlern?
Früher haben Lobbyisten behauptet "Rauchen ist gesund", heute heißt es "Gas ist klimafreundlich". Die Konzernlobby ist sich für keine Lüge zu schade, denn der Profit geht immer vor. Nach endlosen Predigten vom “freien Markt” hat sich die Profitlogik auch in der Politik durchgesetzt und die Gemeinwohlorientierung verdrängt. Nicht nur wir bleiben dabei auf der Strecke, sondern auch unser Vertrauen in die Demokratie und unsere Hoffnung auf eine Zukunft. Aus unseren Fehlern zu lernen heißt, uns gegen diejenigen zu wehren, die Profit schlagen aus dem Ausverkauf unserer Lebensgrundlagen.
Kurz gesagt:
Alle, die von der Förderung, dem Transport und dem Verkauf von fossilem Gas profitieren. Das sind Energiekonzerne, gas-intensive Industrien, Gasnetzbetreiber und Transportunternehmen, sowie ihre Lobbyverbände, Consultingfirmen und PR-Agenturen. Wer es ausführlich wissen will: Die Transparenzinitiative LobbyControl hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, in der die Gaslobby und ihre Strategien einmal gründlich durchleuchtet werden:
Nicht nur die Entscheidungsträger*innen werden von der Gaslobby beeinflusst. In unzähligen Veröffentlichungen in den (sozialen) Medien werden die Märchen vom Gas als “Brückentechnologie” und der Lösung aller Probleme durch Wasserstoff vorgeschoben, um das Geschäftsmodell der Gaskonzerne noch einige Jahre länger aufrechtzuerhalten. Profit auf Kosten der Zukunft, Propaganda auf Kosten der Fakten.
Die Märchen der Gaslobby werden immer erfindungsreicher. Aktuell: die “neuen Gase”. Um die Diskussion über die Treibhauswirkung von erdgasbasiertem Wasserstoff, Biogas und Methanlecks zu umgehen, erfindet sich die Lobby mal wieder neue Begriffe. Die “neuen Gase”, das sind grüner Wasserstoff und dekarbonisierte Gase. Schenkt man der Gaslobby glauben, werden wir bald überall klimaneutrale Gase nutzen: für die Industrie, zum Heizen, in der Luft- und Schifffahrt, im Straßenverkehr, dem Transport und zur Stromproduktion.
Diese blühenden Zukunftsfantasien einer klimaneutralen Welt, in der wir einfach so weitermachen können wie bisher, verschweigen uns nämlich mal wieder die Fakten. Grüner Wasserstoff ist teuer und knapp, wird noch lange nicht in ausreichenden Mengen verfügbar sein, ist deutlich ineffizienter als strombasierte Heizsysteme und wird im Rahmen von neokolonialen Ausbeutungsmustern produziert und importiert. Auch “dekarbonisierte Gase” sind ein Manöver der Gaslobby, weiterhin Erdgas verbrennen zu können, denn die Technik um CO² abzuspalten und zu lagern (CCS) ist teuer, energieintensiv und unzuverlässig. Dieses Narrativ dient dazu, die Elektrifizierung und den Ausbau der erneuerbaren Energien auszubremsen, ein jahrzehntelanges Erfolgsrezept der fossilen Lobby. Es ist Zeit, dieser klimafeindlichen Industrie noch mehr entgegenzusetzen, es ist Zeit für die Entscheidung:
#ZukunftOderGas
"Wenn wir unsere Demokratie gegen die Profitlogik verteidigen wollen, müssen wir politisches und wirtschaftliches Handeln entflechten"
Der Verband mit dem zynischen Namen "Zukunft Gas" vertritt einige der klimaschädlichsten Konzerne, wie Shell und Wintershall, Unternehmen mit direkten Verbindungen in die russische Gaswirtschaft, wie Wingas (ehem. Tochterunternehmen von Gazprom), die wichtigsten Gasinfrastrukturunternehmen in Deutschland, sowie viele große und kleine kommunale Energieversorger und Stadtwerke. Lobbyverbände sind die zentralen Akteure, die sich mithilfe von Geld politischen Einfluss erkaufen und die öffentliche Meinung zugunsten ihres Geschäftsmodells manipulieren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende des Verbandes F. Pflüger ist ein Paradebeispiel für Drehtür-Lobbyismus: erst hochrangiger CDU-Politiker und Mitarbeiter im Kanzleramt, dann Lobbyist und Berater für Nord Stream 2. Der Verband ist damit bestens vernetzt und macht neben der Lobbyarbeit für die Mitgliedsunternehmen vor allem PR-Kampagnen, mit denen die Greenwashing-Narrative über "klimaneutrale Gase" und "Gas als Brückentechnologie" verbreitet werden.
"Zukunft Gas" arbeitet mit allen verfügbaren Mitteln daran, dass sich die deutsche Politik auch weiterhin für das Gas und gegen die Zukunft entscheidet. Wenn wir das verhindern wollen, müssen wir diesem Verband, so wie vielen anderen fossilen und neoliberalen Lobbyverbänden auch, das Handwerk legen.
Über 70 Stadtwerke sind Mitglied bei Zukunft Gas. Dass kommunale Unternehmen, die per Gesetz dem Gemeinwohl verpflichtet sind, die klimaschädliche Arbeit der Gaslobby mitfinanzieren, ist ein Skandal. Deshalb legen wir auf zukunft-gasfrei.de offen, welche Stadtwerke noch Mitglied bei Zukunft Gas sind und welche schon ausgetreten sind. Gemeinsam mit LobbyControl, 350.org und dem Umweltinstitut München fordern wir: Stadtwerke raus aus der Gaslobby !
Wir wollen für mehr Transparenz in politischen Entscheidungen sorgen.
Während viele mit Sorge auf den Winter blicken und auf die nächste Nebenkostenabrechnung warten, bereichern sich Energiekonzerne und ihre Aktionäre auf Kosten des Gemeinwohls. Politische Deals zum Bau von LNG Terminals oder die Abschöpfung von Übergewinnen, gehen uns alle etwas an. Doch der Bevölkerung wird vorenthalten, wie politische Entscheidungen in dieser Krise getroffen wurden und noch immer werden. Gleichzeitig sind die Menschen in nie dagewesenem Ausmaß direkt von diesen Entscheidungen betroffen. Denn die finanziellen Sorgen der Menschen in der aktuellen Energiekrise, sowie die existenzielle Bedrohung durch die Klimakrise, sind direkte Folgen der politischen Einflussnahme der Konzernlobby. Deshalb sind Informationen, die dieses Thema betreffen, akut im öffentlichen Interesse und dürfen nicht hinter verschlossenen Türen bleiben.
Doch stattdessen werden politische Entscheidungen mit gesamtgesellschaftlicher Tragweite hinter verschlossenen Türen ausgehandelt. Diese Türen soll dieser Aufruf öffnen.
Pressespiegel
”Die Stadtwerke haben die moralische Verpflichtung, die Bevölkerung mit bezahlbarer, sauberer Energie zu versorgen. Indem sie jedoch die Gaslobby unterstützen, stellen sie die Profitgier reicher fossiler Unternehmen über die Bedürfnisse der Menschen. Sie versagen nicht nur in ihrer Aufgabe, sondern verwickeln uns für weitere Jahrzehnte in eine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und in ein Klimachaos. Wir fordern ein Energiesystem, das für die Menschen und den Planeten funktioniert, nicht für reiche Eliten und Aktionäre“
Sofia Rodriguez, Senior Organiser bei 350.org
Am 25.04. haben wir anlässlich des Stadtwerke-Kongresses im Hotel Pullmann Berlin Schweizerhof zusammen mit der internationalen Klimaschutzorganisation 350.org eine Kunstaktion gemacht. Dort verteilten wir Geschenktüten an die Kongressteilnehmenden. Darin: Infomaterial zur Gaslobby, Sticker und Buttons mit dem Aufdruck "Zukunft Gas - Nein Danke" und Austrittsanträge, mit denen die Mitgliedschaft bei Zukunft Gas auf der Stelle gekündigt werden kann. Für alle Stadtwerke, die nicht Mitglied bei Zukunft Gas oder bereits ausgetreten sind, gab es Freibier.
Pressespiegel